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Häufige Suchen:

Computerspielsucht

Ab wann ist das Computerspielen problematisch oder gar ungesund? Welche Hilfen gibt es dann? Bei Verdacht auf ungesundes Spielen ist es sinnvoll, sich von Fachkräften beraten zu lassen. Denn nicht jedes auffällige Spielverhalten ist automatisch krankhaft. Hier findest Du die ersten Infos rund um die Computerspielsucht.

Süchtig ohne Stoff?

Bei Suchterkrankungen denken wir in der Regel an süchtig machende Substanzen wie Tabak, Alkohol, Medikamente oder illegale Drogen. In diesen Fällen wird von einer stoffgebundenen Sucht gesprochen.

Es sind aber nicht nur Substanzen, die süchtig machen können, sondern auch Verhaltensweisen, wie zum Beispiel: das Kaufen, die Arbeit, das Glücksspiel, die Nutzung des Handys oder das Computerspielen. Denn auch Aktivitäten können im Gehirn einen rauschähnlichen Zustand auslösen. Wenn ein Verhalten süchtig macht, wird von einer Verhaltenssucht bzw. stoffungebundenen Sucht gesprochen.

Die stoffungebundene Sucht kann durchaus ernste negative Auswirkungen auf den Menschen haben. Selbst wenn zunächst keine körperlichen Schäden verursacht oder sichtbar werden, so kann das Verhalten nicht beendet werden, auch wenn es negative Konsequenzen verursacht.

Wie entsteht das Suchtverhalten?

Das suchtfördernde Verhalten wirkt sich auf das Belohnungssystem aus. Mit der Zeit stumpft das Belohnungssystem jedoch ab. Es braucht immer mehr von diesem Verhalten, um den Glückszustand wieder zu erreichen. Die Verhaltensweise wird dadurch zunehmend exzessiver. Gleichzeitig wird der Mensch sensibler auf Reize, die mit dem Verhalten in Verbindung stehen und es dann auslösen (zum Beispiel der Anblick eines Spielcontrollers). Es fällt immer schwerer, mit dem Verhalten aufzuhören. Es kommt zum Kontrollverlust. Ähnlich wie bei der stoffgebundenen Sucht kommt es beim Wegfall des suchtmachenden Verhaltens zu Entzugserscheinungen.

Was ist eine Computerspielsucht?

Im Jahr 2019 wurde das exzessive Computerspielen von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu einer psychischen Erkrankung erklärt. Im internationalen ICD-11 Diagnose-Katalog (das ICD steht für International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) – in dem alle Krankheiten definiert werden, ist die Computerspielsucht unter der Bezeichnung Gaming Disorder zu finden. In der deutschen Sprache wird hierfür oft der Begriff „Computerspielsucht“ oder die Bezeichnung „Problematisches Computerspielen und Computerspielstörung“ verwendet.

Wie erkenne ich eine Computerspielsucht?

Bei einer Computerspielsucht (Gaming Disorder) müssen drei Kriterien erfüllt werden:

  • das Spielen hat die höchste Priorität, andere Aktivitäten und Interessen werden vernachlässigt
  • der Kontrollverlust über das Spielverhalten (die Person kann nicht aufhören zu spielen)
  • es wird weitergespielt trotz negativer Konsequenzen

Dieses Verhalten muss mindestens zwölf Monate andauern und das Familienleben, die Ausbildung oder die Arbeitsleistung schwer beeinträchtigen.

Im Gegensatz dazu ist eine phasenhafte, wenn auch problematisch erscheinende Faszination für ein Computerspiel, keine Computerspielsucht.

Hinter dem exzessiven Spielverhalten können auch andere Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen stecken. Damit eine Diagnose korrekt gestellt werden kann, müssen auch die individuelle Lebenssituation der Betroffenen sowie weitere Faktoren berücksichtigt werden, die ebenfalls ein auffälliges Spielverhalten begünstigen können.

Folgen einer Computerspielsucht

Die Computerspielsucht kann für das soziale Leben und die Gesundheit negative Folgen haben:

  • die Betroffenen haben keine Zeit für soziale Kontakte und vereinsamen
  • das Interesse an den bisherigen Aktivitäten und Hobbys geht verloren
  • Schule, Ausbildung, Studium oder Arbeit werden vernachlässigt – daraus resultieren schlechte Noten, Studienabbruch oder Jobverlust
  • finanzielle Probleme durch z.B. Jobverlust oder Computerspiel bedingte Einkäufe
  • Konzentrationsprobleme, verursacht durch dauerhafte Anstrengung beim Spielen
  • Kurzsichtigkeit, Haltungsprobleme, Gewichtszunahme und Übergewicht
  • der Schlaf-wach-Rhythmus wird oft unregelmäßig, verschoben oder aufgehoben
  • durch den chronischen Schlafmangel wird das Immunsystem geschwächt
  • Depressionen, Angststörungen
  • Suizidgefahr

Weitere Formen der Mediensucht

Im Bereich der Mediensucht gibt es neben der Computerspielsucht weitere Formen der Abhängigkeit, wie:

  • „Cybersexual Addiction“ (Internetpornografie) – Herunterladen und Anschauen von Pornos im Netz, Erotikchats
  • „Cyber-relationship Addiction“ (virtuelle Beziehungen) – Soziale Netzwerke und Chats
  • „Net compulsion“ (Glücksspiel und Handel) – Onlinekaufsucht, Online-Casinos und -Wetten
  • „Information Overload“ (Informationssuche) – Ständiges Suchen nach Informationen im Netz

Prävention – Mediensucht vorbeugen

Ein Patentrezept gegen Sucht gibt es leider nicht. Es gilt daher: „Kinder stark zu machen“. Das Wissen um gesunden Umgang mit Medien, die Kenntnis von Vorteilen aber auch Herausforderungen im Umgang mit Computerspielen und andern Anwendungen, können im Vorfeld helfen, ein problematisches Verhalten rechtzeitig zu erkennen oder im Idealfall zu verhindern.

Was auch wichtig ist: Bezugspersonen von Kinder und Jugendlichen, wie zum Beispiel Eltern sollten Vorbilder sein. Ein ausgewogenes Medienverhalten, Offenheit und Fertigkeiten von Erwachsenen im Bereich der Mediennutzung können einen positiven Einfluss auf den Mediengebrauch von Kinder und Jugendliche haben. Die fortlaufenden und schnelllebigen Entwicklungen im Medienbereich erschweren es zwar, immer auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Zum Glück stellen fachkundige medienpädagogische Ratgeber stets aktuelle Informationen, Erläuterungen und Tipps zur Verfügung. Diese sind kostenlos in Print- und Onlineform, oder zum Teil als Erklärungsvideos erhältlich.

Darüber hinaus bieten Fachstellen Vorträge, Fortbildungen und Präventionskurse für verschiedene Zielgruppen an. Einen Überblick über diverse präventive Bildungsangebote finden Sie hier:

klicksafe
www.klicksafe.de

SchauHin
www.schau-hin.info

Ins Netz gehen
www.ins-netz-gehen.info

Computer Suchthilfe
www.computersuchthilfe.info

Infoportal Medienabhängigkeit
medien.lzg-rlp.de

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZga)
www.bzga.de

Weitere Infos und Hinweise

Du suchst nach Beratungs- und Therapiestellen in München, Bayern oder Deutschlandweit?
In unser Broschüre "Computerspielsucht" findest Du zahlreiche Einrichtugen , welche Beratung, Therapie und / oder Präventionsarbeit im Bereich Mediensucht anbieten. Alle Informationen auf dieser Seite sind ebenfalls in der Broschüre enthalten.

Bildquelle: Pixabay

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